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   Projekte

Neubau Brücke zum Schloss Neuhaus am Inn, Maria-Ward-Schulstiftung
Sonderbauweise Granit vorgespannt mit im Hochwasserfall demontierbaren Geländern

Leistungen:

Entwurfsvermessung
Objektplanung Lph. 1 - 9
Tragwerksplanung
Bauoberleitung
örtl. Bauüberwachung

Bauvermessung
SiGeKo
 

Vorhabensträger : Maria-Ward-Schulstiftung Passau
Kosten: ca. 700.000 Euro

 

Beschreibung, Technische Daten:

Ausführende Baufirmen:

Fa. Kusser Granitwerke (Los 1)
Fa. Steinleitner (Los 2)
Fa. Spielvogel Metallbau (Los 3)

Bauzeit: Mai bis November 2014


Innovative Granitbrücke am Inn: Bei Hochwasser werden die Geländer abgebaut

Neuartige Granitbrücke in besonders schlanker Bauweise – Sonderlösung mit bei Hochwasser demontierbaren Geländern

Vom Innhochwasser 2013 wurde Schloss Neuhaus mit der beheimateten Realschule und der Klosterkirche schwer getroffen. Neben Gebäuden und Inventar wurde auch die zur Felsinsel führende 3-feldrige Brücke erheblich beschädigt. Die Brückengeländer samt Kappen wurden durch die Anströmung und das mitgeführte Getreibsel vollständig abgerissen.

Weltweit größte vorgespannte Granitbrücke

Schon im November 2014 wurden drei im Werk vorgefertigten Brückenplatten auf die Widerlager und die beiden denkmalgeschützten Pfeiler gesetzt. Diese waren von Steinmetzen fachgerecht hergerichtet und ertüchtigt worden. Schon am nächsten Tag wurden innerhalb von nur 2 Stunden planmäßig die Geländer montiert. Mit der Vollendung des Brückenbaus entsteht ein „durch-und-durch“ hochwasseroptimiertes Brückenbauwerk. Der Überbau der neuen Fußgängerbrücke mit einer Gesamtlänge von circa 30 Metern und einer Breite von 3,50 Metern ist durch Versorgungs- und Rettungsfahrzeuge bis 20 Tonnen befahrbar. Trotz dieser hohen Lasten wird das Bauwerk außerordentlich schlank. War die bestehende Brücke mit Stahlträgern, Belag und Kappen noch 80 cm stark, gelang nun eine statisch minimierte Überbaudicke von nur 30 cm. Ein geringerer Querschnitt vergrößert den Durchfluss unter der Brücke und der Strömungswiderstand wird entsprechend reduziert. Hatte man im letzten Jahr noch die Sorge, dass die alte Brücke von den Pfeilern geschoben wird, liegt die neue Brücke nun im Wasser „wie ein Fähnchen im Wind“. Diese schlanke Bauweise aus massivem Granit wird durch eine interne Vorspannung ähnlich dem Spannbetonbau möglich. Spannglieder aus hochfestem Stahl überdrücken die Brücke so stark, dass durch Verkehr und Eigengewicht keine Durchbiegungen entstehen.

Weitere Belagsschichten und Brückenkappen wie bei herkömmlichen Brücken sind nicht erforderlich. Ausbesserungen und Sanierungen von sich ablösenden Asphaltschichten – kein Thema auf der neuen Brücke. Granit ist sehr druckfest, härter als Beton und im Gegensatz zu Beton streusalzbeständig. Die sandgestrahlte Oberfläche ist ausreichend rutschhemmend. Die beauftragte Firma Kusser Granitwerke aus Aicha vorm Wald ist weltweit führend in der Entwicklung und Fertigung derartiger Sonderbauwerke aus Granit.

„Dieses Brückenbauwerk ist in jeder Hinsicht einzigartig“ so Diplomingenieur Hans Jörg Wagmann. „Wir haben hier mit dem wunderbaren Schlossambiente, daneben aber der schwierigen Strömungssituation am reißenden Inn eine besondere Ausgangslage. Unser Entwurf eines technisch klar begründbaren Brückenbauwerkes aus Granit berücksichtigt auch die Belange des Denkmalschutzes. 100 % hochwasseroptimiert, mit einem ganz besonderen Highlight: Im Hochwasserfall schrauben wir die Geländer ab!“.

Abbaubare Geländer


Probeauf- und -abbau im Werk vor Beginn der Serienfertigung

Im Ernstfall können die elementierten Geländer in kurzer Zeit abgebaut und nach dem Hochwasser wieder angebracht werden. „Die Handhabung der Geländerteile und das ausgeklügelte Befestigungssystem wurden bei einem Probeaufabbau im Werk unter den kritischen Augen des Bauherrn getestet. Ergebnis: Keine Optimierungsmöglichkeiten, absolut praktikable Lösung! Die Demontierbarkeit ist aufgrund der hohen Überströmung von über 2 Metern, wie dies beim Jahrhunderthochwasser 1954 der Fall war, für mich als Hydrauliker ohnehin alternativlos. Der Abbauzeitpunkt ist wasserrechtlich klar definiert und an den Pegel Schärding gebunden“ erläutert Wagmann weiter. „In einem Hochwasser-Alarmplan werden wir die Zuständigkeiten klar regeln. Von großem Vorteil ist hier die verbesserte Hochwasservorhersage des Hochwassernachrichtendienstes.“

Neben der Technik spielen im direkten Schlossumfeld optische Gesichtspunkte eine große Rolle, zumal das Schlossensemble denkmalgeschützt ist. Die Brücke und die modern wirkenden Stahlgeländer nehmen sich dabei soweit möglich zurück. Die Geländerfelder sind relativ transparent und im Sinne der Demontierbarkeit leicht gebaut. Stahlbleche mit einem floralen Motiv dienen als Gestaltungselement, wie auf einer großen Bautafel vor der Baustelle bereits ersichtlich ist. Das vom Passauer Architekten Walter Schwetz entwickelte Muster soll den Bezug zum Schilf der Innufer herstellen, womit auch die nachhaltig-ökologische Bauweise der Brücke aus natürlichem Baustoff betont wird. Der regionale Bezug des Bayerwald-Granits ist den Bauherren sehr wichtig, schließlich steht die gesamte Schlossinsel auf Gneisgestein.

   

So besonders der Brückenbau auch ist, so aufwendig waren Planung und Genehmigungsverfahren. Dr. Karl Geisenberger, der die Schulstiftung vertritt, musste für die geplante Brücke bei der Obersten Baubehörde eine sogenannte „Zustimmung im Einzelfall“ für nicht bauaufsichtlich zugelassene Bauweisen beantragen.

Die Sanierung selbst dagegen nahm durch die Fertigteilbauweise nur einen kurzen Zeitraum mit Einschränkungen des Schulbetriebs in Anspruch. In den Sommerferien wurden die lärmintensiven Stemmarbeiten an den Pfeilern vorgenommen. Der Schulbetrieb wurde kaum gestört, da Schüler und Lehrer über eine Behelfsbrücke auf die Insel gelangen können. Die Maßnahme wird von der Regierung aus dem Topf zur Beseitigung der Hochwasserschäden gefördert.

Neben dem Brückenbau wird mit den Fachstellen derzeit ein Hochwasserschutz-Konzept des Ingenieurbüros Wagmann für die gesamte Schlossanlage abgestimmt. Teilmaßnahmen wurden bereits umgesetzt. Die Schule rüstet sich für das nächste Hochwasser.


(v.l.) Rektorin Astrid Schmid, Diplomingenieur Hans Jörg Wagmann (Wagmann Ingenieure), beratender Architekt Walter Schwetz, Konrektor Alfons Gölzhäuser, Dr. Karl Geisenberger (Maria-Ward Schulstiftung) und Hausmeister Konrad Obermeier diskutieren Planungsdetails.
Die anwesenden Personen haben in zahlreichen Besprechungen als „Gestaltungsbeirat“ für Brücke und Brückengeländer fungiert. Nicht auf dem Bild: BD Barbara Kortmann (Regierung) und Dr. Thomas Kupferschmid (BLfD)


Was für eine Freude: Viele glückliche Geischter während der Planungs- und Bauphase. Schön, wenn alles passt!

 



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